Bürgerprotest (Pressemeldung)

Bürgerprotest
Gegen das Büro-Hochhaus am Barbarossa-Dreieck
Berlin, 17.03.2021
Eine Hamburger Investorengruppe plant, mitten im Wohnviertel einen Bürokoloss mit zwölf Geschossen zu bauen. Alarmierte Anwohner wollen die Pläne nicht hinnehmen. Sie organisieren sich jetzt als Bürgerinitiative.

• Anwohner wollen das Büro-Hochhaus am Barbarossa-Dreieck verhindern.
Mehrheitlich haben die BVV und auch der Ausschuss für Stadtentwicklung sich für den Bau eines 12(!)-geschossigen Büroturm mitten im Wohnviertel ausgesprochen. Aufgebrachte Familien wollen sich nicht mit der Kommerzialisierung ihrer Nachbarschaft abfinden, und haben deshalb eine Bürgerinitiative gegründet. Dass das Areal neu bebaut
wird, begrüßt die Initiative. „Wir wollen allerdings das Gesicht des Bayerischen Viertels so erhalten, dass es dem Wohn-Charakter einer Nachbarschaft gerecht wird“, so Mitglied Hartmut Riemke, seines Zeichens selbst Stadtplaner.
„Die Investoren spekulieren hier mit einem Ankerpunkt in Form eines Hochhauses, und stellen sich einen Stahl-und-Glass-Gigant vor, doppelt so hoch als alles sonst drum herum. Aber…..sowas wie ein Banken- oder Versicherungsturm? Mitten im Herzen eines Wohnviertels? Das passt für uns überhaupt nicht zusammen, zumal wir hier mit der Alten Feuerwehr direkt daneben auch ein Denkmal haben,“ so Riemke weiter.
Sowohl die Linke wie auch die CDU lehnen den Hochhaus-Plan ab. Nach Ansicht beider Parteien gehört auf dem Platz neben der historischen Alte Feuerwehr kein Büroturm mit zwölf Etagen. Denn das Hochhaus drängt die denkmalgeschützte Alte Feuerwehr völlig in den Hintergrund, bemängeln die Initiatoren. „Dadurch besteht die reelle Gefahr, dass der nächste Investor aufkreuzt, und noch so ein Monolith direkt am Bayerischen Platz setzen will, oder gar mitten in den Viktoria-Luisa-Platz“, befürchtet John Webb. „Wir wohnen deswegen hier, weil wir in Bayerischen Viertel noch eine Nachbarschaft haben, die intakt ist, sauber aussieht und genutzt werden kann. Muss das deswegen vorbei sein, nur weil Spekulanten hier Geld scheffeln wollen?“
Um den Hochhaus-Monolith zu verhindern, geht die Bürgerinitiative mit Bannern und mit Petitionen vor. „Die Banner zeigen auf, dass hier Schlimmes passieren wird, wenn Leute nicht aufwachen. Und mit den Petitionen können besorgte Bürger zeigen, dass sie vehement dagegen sind,“ so Albert Fuchs von der BI. „Damit sprechen wir die Bürger in
der Nachbarschaft an. Die Unterschriftenlisten werden sowohl in den Läden zu finden sein als auch im Internet als Online-Petition, damit wir die unterschiedlichen Generationen erreichen können. „Wir rechnen mit vielen Unterschriften, damit wir zeigen können, dass die Anwohner durchaus an dem Thema interessiert sind.“
Für Antonella Schelfi, vom Vorstand der BI, geht es um die Auswirkungen eines Büroturms. „Ich finde es abenteuerlich, dass Grüne und SPD diesem Vorhaben scheinbar zustimmen. Was ist denn grün daran, wenn man – statt Wohnungen – Büros für Banken und Versicherungen baut? Und die SPD? Was ist denn bürgernah daran, ein Wohnviertel zu zerstören? Hochhäuser bringen nur Nachteile für ein Wohnviertel. Wie man auch unter städtebaulichen Gesichtspunkten zu so einer Entscheidung kommen kann, kann ich nicht nachvollziehen.“
Der renommierte Schöneberger Architekt Paul Kahlfeldt hat das Hochhaus-Projekt bereits vor Gründung der Bürgerinitiative kritisch verfolgt. Er bemängelt, dass der charakteristische Baustil der Nachbarschaft keinerlei Berücksichtigung findet. „Genug andere Neubauten in unmittelbarer Nähe, haben es geschafft haben, sich organisch in
den Bestand einzufügen. Auch hier wäre das ohne weiteres möglich! Wieso braucht ein Schöneberger Wohnviertel auf einmal ein anonymes Bürohochhaus im Stil von Frankfurt oder Stuttgart? Gilt denn der Milieuschutz nicht mehr?“
„Um es deutlich zu sagen, wir sind für ein Bebauung“, so Frau Schelfi, „aber wir wollen Wohnräume statt Büroräume. Und das Neue soll sich harmonisch einfügen, so wie andere auch. Die Planungen müssen sich wieder mehr am Menschen orientieren und nicht an der Maximierung des steuerfreien Spekulationsgewinns einer anonymen Investorengruppe“.