Appell an die Abgeordneten der Bezirksversammlung Tempelhof-Schöneberg vom 05.02.2021

Sehr geehrte Mitglieder der Bezirksversammlung,

Alsbald werden Sie die Abwägung des Bauamts zu den eingebrachten Stellungnahmen zum Bebauungsplanentwurf
7-93-VE vorgelegt bekommen. Wir appellieren an Sie, sich persönlich aktiv über die Inhalte und Festsetzungen des
vorhabenbezogenen Bebauungsplans ein konkretes Bild zu machen und die Abwägungsvorschläge nicht nur
pauschal zur Kenntnis zu nehmen.
Bevor die Planreife erklärt werden kann, bitten wir Sie als Abgeordnete sicherzustellen, dass die Ziele des Plans mit
der Realität übereinstimmen.

Mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen für ein Neubauvorhaben im Barbarossadreieck geändert. Neue
Büroflächen werden im Bayerischen Viertel nicht gebraucht, auch vor dem Hintergrund der sich verändernden
städtischen Arbeitswelten. Mittlerweile geben die Fachgutachten zu den Umweltbelangen Auskunft darüber, wie
erheblich schlecht die Auswirkungen eines Hochhauses für das Stadtquartier sind (Lufthygiene, Lärm, Verschattung,
Biotopausstattung). Mittlerweile ist auch klar, dass ein 12-geschossiger Monolith die Ziele des Hochhausleitbilds
für Berlin an diesem Standort verfehlt und dass der erforderliche Abstimmungsprozess übergangen wurde.

Wir erkennen, dass der Bauherr / das Bauamt die vorliegenden Gefahren und Konflikte, die das Bauvorhaben im
Stadtquartier auslöst, bewusst herunterspielt und Argumente verdreht, Begriffe gezielt umdeutet. Dahinter steht
das rein finanzielle Interesse des Investors (Rockstone), das Grundstück maximal dicht und massig zu bebauen. Die
gesetzlich gebotene Einfügung in die bauliche und soziale Umgebung (Milieuschutzgebiet) wird einfach
übergangen. Die alte Feuerwache als kulturhistorisches Baudenkmal wird ohne die erforderliche Rücksichtnahme
schlicht verdeckt. Eine Bezirksvertretung wird jedoch die gesetzlichen Vorgaben und die Entwicklung lebenswerter
Stadtquartiere verfolgen.

Haben Sie sich alternative Planentwürfe (Höhe, Masse, Art der Nutzung) vorlegen lassen und geprüft?
Eine nachhaltigere Entwicklung im Bereich Barbarossadreieck könnte z.B. so wie im Bild rechts aussehen:

Visualisierung Planentwurf „Rockstone“

Statt eines 12-geschossigen Fremdkörpers mit 8.000qm nicht benötigten Büro- und Gewerbeflächen und nur 2.300qm neuen Wohnflächen …

Alternativentwurf der Bürgerinitiative:

… ein in das Quartier eingefügtes, 7-stöckiges
Gebäude mit 7.000qm dringend benötigtem
Wohnraum und 1.000qm Gewerbeflächen im EG

Wir plädieren weiterhin dafür, dass auf dem Barbarossadreieck dringend benötigter Wohnraum in verträglicher
städtebaulicher Höhen- und Baumassenentwicklung umgesetzt wird und jegliche Aktivitäten, die den Zielen der
Milieuschutzverordnung zuwiderlaufen könnten, vermieden werden.
Wir fragen uns:
Was bewegt einen grünen Stadtrat dazu, einen Investor dabei zu unterstützen, viele Bauvorschriften zu übergehen
und ein ausschließlich profitorientiertes Bauvorhaben mit großen negativen Auswirkungen auf das gesamte
Wohngebiet zu unterstützen?
Warum setzen sich auch die sozialdemokratischen Ausschussmitglieder dafür ein?
Unser Appell an Sie: beurteilen Sie den vorliegenden Planentwurf neu, lassen Sie sich Alternativentwürfe vorlegen
und setzen Sie sich dringend für eine qualitätvolle Wohnbebauung auf dem Barbarossadreieck ein – im Sinne Ihrer
Bürger.
Über eine Kontaktaufnahme würden wir uns freuen, E-Mail: BarbarossaDreieck@gmx.net
Mit freundlichen Grüßen,
Bürgerinitiative Barbarossadreieck
Antonella Schelfi (1. Vorsitzende)
Hartmut Riemke (2. Vorsitzender)