Anwohner protestieren gegen Bürokoloss (Pressemeldung)

Berlin, 3. März 2021

Schöneberg – Wegen der Planung eines Investors – ein massives Büro-Hochhaus mitten im Bayerischen Viertel zu errichten – sind die Anwohner um das Schöneberger Barbarossa Dreieck massiv verärgert. Mit 12(!) Geschossen wäre der geplante Monolith sogar doppelt so groß wie die umliegenden Wohngebäude. Weil die fundierten individuellen Einwände gegen das Vorhaben schlichtweg von der BVV ignoriert wurden, haben aufgebrachte Betroffene jetzt eine Bürgerinitiative gegründet. Sie empfinden das politische Durchwinken eines solchen „alles überschattenden Monsterbaus“ in einer Wohnnachbarschaft als eine krasse Missachtung der Bedürfnisse der Nachbarschaft und Stadtquartiers.

Antonella Schelfi, vom Vorstand der Bürgerinitiative, meinte: „Hier wird Spekulanten die Möglichkeit eröffnet, Millionengewinne steuerfrei zu Lasten der Anwohner einzustreichen. Scheinbar fällt den Grünen und SPD nichts Besseres ein, als das Büroprojekt willfährig zu unterstützen. Das Quartier soll aber weiterhin dem Wohnen dienen. Hier könnten mehr als 150 Wohnungen in milieugerechter Bauweise entstehen. Hoffentlich erinnert sich die BVV daran, dass sie dafür gewählt wurde, die Interessen der Bürger zu vertreten und nicht die Interessen von Spekulanten!“

Anwohner befürchten in erster Linie die schleichende Umformung ihrer Nachbarschaft, für die eine Milieuschutzverordnung besteht. „Wenn jetzt hier am Barbarossa Dreieck – mitten im Wohnviertel – ein Hochhaus hineingeklotzt wird, dann schafft das natürlich Disharmonien in der Umgebung mit der hohen Gefahr von sozialen Verwerfungen,“ beschwert sich Anwohner John Webb. „Kommt dann das nächste Hochhaus am Bayerischen Platz? Oder vielleicht ein Büroturm an die Martin-Luther Ecke Hohenstaufenstraße?“

Um die Anwohnerinteressen einzubringen, vereinbarten die Betroffenen ein privates Treffen mit Besitzer und Investoren. Von einem namhaften Architekten aus der Nachbarschaft legten sie einen alternativen Entwurf vor. Der Entwurf zeigt ein dezent dimensioniertes Wohngebäude in Stil der Nachbarschaft. So könnten sich mehr als 150 Wohnungen in kiezgerechter Höhe und in kiezgerechter Form organisch in die Nachbarschaft einfügen. Peinlich wurde es für alle Anwesenden als der Besitzer kleinlaut erklärte, eigentlich wollte er auch das Grundstück „so“ bebauen. Aber von der Bauabteilung im Bezirk wurde ihm mitgeteilt, es müsste an der Stelle etwas Großes, etwas Markantes, eben etwas Imposantes errichtet werden. 

Nach Meinung der BI arbeiten die politisch Verantwortlichen derzeit – scheinbar mit Hochdruck – daran, hinter dem Rücken der Anwohner sich möglichst willfährig dem Wunsch einer rein gewinnorientierten Projektgesellschaft zu unterwerfen. Anwohner befürchten, dass die Auswirkungen auf Verkehr, Beschattung, Luftverschmutzung vorsätzlich ignoriert werden. Sie haben das Gefühl, dass die Verfremdung des Wohncharakters im Milieuschutzgebiet geflissentlich heruntergespielt wird. Kopfschüttelnde Anlieger meinen, die angebliche Bürgerbeteiligung verkommt hier zu einer reinen Farce. Sie bezweifeln, dass es je ein wirkliches Interesse gegeben hat, Anwohneranliegen zu berücksichtigen. 

„Mit unserm Protest“, so Frau Schelfi weiter, „wollen wir die Anwohner wachrütteln, damit sie sehen, wie ihnen ihre Nachbarschaft von Investoren geklaut wird. Wir haben das Gefühl, dass die Zählgemeinschaft im Bezirk aus Grünen und SPD sich von ihren Wählern abgewandt hat. Als ob sie jetzt lieber die spekulativen Interessen der wohlhabenden Grundeigentümer vertreten. Aber schon im September kommt der nächste Wahltag. Und dann werden die Bürgerinnen und Bürger im Bezirk den Verantwortlichen von SPD und Grünen zeigen, was sie davon halten!“

Sie wollen mehr wissen?  BarbarossaDreieck@gmx.net